Das kleine Ich-bin-Ich von G.-F. Hass

Möchte wissen, wer ich bin

Baden-Badener Festspielhaus: Exzellentes Familienkonzert

Großes Aufgebot für kleien Konzertbesucher: Mitglieder der Bamberger Symphoniker und die international gefeierte Stimmsolistin Salome Kammer haben gestern eine vertonte Fsassung des Kinderbuchklassikers „Das kleine Ich-bin-Ich“ in Baden Baden aufgeführt. Das sehr gut besuchte Familienkonzerts des Festspielhauses brachte den etwa Fünf- bis Zehnjährigen neben der bekannten Geschichte auch zeitgenössische Musik nahe.

Der östereichische Komponist Georg Friedrich Haas ist einer der angesehensten Tonschöpfer unserer Zeit… Hier hat er die nachdenkliche Suche des kleinen „Hasenkatzenhundes“ nach der eigenen Persönlichkeit in einer herausfordernden und atmosphärisch dichten KLangwolke eingefangen. Die Stimmung des kleinen Wesens – freudiges Spazierengehen, ängstliches Beobachten, trauriges Sichzurückziehen – wurden schon ohne Text deutlich. Mit Salome Kammers präzise in die Musik gesetzten Sprechgesang war auch die technisch gut ausgesteuerte Aufführung dann ein spannendes Erlebnis.

Die Stimmvirtuosin hat den Kindern zunächst die wichtigsten Tiere des Stücks und die ihnen zugeordneten Instrumenten vorgestellt. Die Trompete quakte deutlich wie ein Frosch, die beiden Saxophone als Pferde wiederzuerkennen, war schon schwieriger. Absolut logisch widerum die flirrende Blumenwiese der Geigen, über die Flöten-Insekten hinwegschwirrten – zumal ja auch Bilder aus dem Buch von Mira Lobes und Susi Weigel auf die Bühne projiziert wurden. Die Kinder lernten auch das schöne Instrument des Regenmachers kennen, in dem getrocknete Körner für ein gleichmäßiges Rauschen sorgen. Als Nilpferd war eine Tuba auf der Bühne – was denn sonst.

Das sich der Papagei von der Bassklarinette die Töne entlieh, war schon ungewöhnlich. Staunenswerterweise kann der Spieler mit diesem Instrument – Salome Kammer wies extra darauf hin – Multiphonics erzeugen, also gleichzeitig mehrere Töner erklingen lassen…

Dirigent Duncan Ward zeigte sich als souveräner Kapitän innerhalb der anspruchsvollen Orchesterpartitur. Aber er hatte ja auch Hilfe: an verabredeten Stellen drehte Ward sich zum Publikum hin, um den ersehnten Einsatz zu geben. Die Kinder sollten aber nicht einfach „ichbinich“ in den Saal krähen, sondern mit bedeutungsvollen Pausen „Ich – bin – Ich “ deklamieren. Das wurde dreimal geübt und klappte dann wie am Schnürchen.

Dieses Familienkonzert war mit Aufwand und Hingabe kreiert und inszeniert. Es hat den jungen Zuhörern etwas zugemutet, sie aber auch als Publikum von morgen ernst genommen. 50 Minuten lauschten die Kinder intensiv- dann warfen sie sich mit aller Kraft in den Applaus.

Badisches Tagblatt 7.5.2018 von Sabine Rahner

 

Tore zur großen Kunst tun sich auf

Kinderkonzert im Festspielhaus mit anspruchsvoller zeitgenössischer Musik

…Der bedeutende österreichische Komponist schrieb die Musik. Die moderne Auftragskomposition erlebte im Mai 2017 mit den Bamberger Symphonikern ihre deutsche Uraufführung. Schauspielerin und Stimmsolistin Salome Kammer spricht mit fesselnder Theatralik die Texte, während hinter ihr die Buchillustrationen von Susi Weigel über eine riesige Videoleinwand flimmern.

In beeindruckender Weise entführt Kammer ihre kleinen und großen Zuhörer auf eine Klangreise in die Welt eines kleinen bunten Tierchens, das sich des Lebens freut.

Für die Erzählerin hat Haas einen dramatisch-düsteren Klangteppich gewoben, der eine beklemmende Stimmung erzeugt.

Über die Frage. ob die Vertonung tatsächlich kindgerecht ist, leiße sich vermutlich trefflich streiten. Am Ende gab’s jedenfalls lang anhaltenden Schlussapplaus und dazu die Erkenntnis, dass es kaum schaden kann, schon Kinder ab fünf Jahren mit moderner Musik vertraut zu machen.

7.5.2018 Badische Neueste Nachrichten von Ralf Joachim Kraft

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