Die erste Frau in der Akademie-Direktion:
Salome Kammer bricht den Bann
19.7.2024 Die Bayerische Akademie der Schönen Künste ist oft als Altherren-Club kritisiert worden, weil sämtliche Direktorenposten und das Präsidentenamt ausschließlich von Männern besetzt waren. Bricht jetzt eine neue Zeit an?
Kommentar vonSusanne Hermanski, Süddeutsche Zeitung
Als der vormalige Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Verleger und Literat Michael Krüger, den Staffelstab an Winfried Nerdinger übergab, wünschte er dem emeritierten Architekturgeschichte-Professor Glück. Vielleicht würde es ihm ja gelingen, mehr Frauen in die Institution zu berufen, sagte Krüger beim Festakt. Er selbst hatte andere Schwerpunkte gesetzt.
Aber wir wollen uns jetzt nicht wieder über die beiden Gedichte ärgern, die Krüger seinem Freund Siegfried Mauser damals zeitnah widmete. Wir wollen uns freuen. Denn die Sängerin Salome Kammer wurde als erste Frau auf einen Direktorenposten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste berufen – erstmals in deren 76-jähriger Geschichte. Kammer leitet fortan ehrenamtlich die Abteilung Musik.
Salome Kammer ist eine ausgezeichnete Wahl. Die Stimmsolistin und Schauspielerin ist in der Branche hoch angesehen. Erst in diesem Jahr wurde die 65-Jährige auch mit dem Musikpreis der Stadt München gewürdigt. Die Akademie setzt mit Kammers Berufung ein Signal. Doch ist damit schon eine entscheidende Etappe auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Akademie genommen?
Winfried Nerdinger sagte es bei seinem Antritt als deren Präsident in der SZ einmal so: „Wir sind auch ein Spiegel des Kultursystems, das Frauen benachteiligt.“ Und wenn man auf die jüngst veröffentlichte Liste der von den einzelnen Abteilungen neu berufenen Mitglieder blickt, dann weiß man, was er meint. Neben Schauspielerin Valery Tscheplanowa und den Künstlerinnen Shirin Neshat und Pipilotti Rist stehen da Horst Bredekamp, Ulrich Pohlmann, German Stegmaier, Gerold Huber, Matthias Günther, Adrian Goiginger, Erik van Lieshout und Tzvi Avni, letzterer als Ehrenmitglied. Drei zu acht. Nicht nur, wer Fußball liebt, weiß wer in diesem Spiel die Gewinner sind.
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