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Salome Kammer und Peter Ludwig zelebrieren ihre „Liebe zum Kleingedruckten“
Er ist ein Exot und geradezu scheu. In der Münchner Erwachsenen- (Fort-) bildung lässt er sich nur selten blicken: der Mann. Die Münchner Volkshochschule hat sich nun seiner in Form von speziellen Männerkursen angenommen. Und das ist nur ein Kuriosum, welches die Schauspielerin und Stimmvirtuosin Salome Kammer am Dienstag gekonnt auf die Schippe nimmt. Zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Peter Ludwig trägt sie nicht nur Fundstücke aus dem Programm der Münchener VHS, sondern auch sorgfältig „komponierte“ Texte von Beipackzetteln und Gebrauchsanweisungen vor.
Unter dem Titel Chansons Bizarres – aus „Liebe zum Kleingedruckten“ hatte die Literarische Gesellschaft Gräfelfing das musikalische Kabarett angekündigt. Und schon in ihrem ersten Auftritt macht Salome Kammer dem Publikum im nahezu voll besetzten Bürgerhaus klar, was hier in den nächsten zwei Stunden gespielt wird.
Wortgewandt und stimmsicher trägt sie die Ankündigung des Vhs-Kurses zur Bekämpfung von Lampenfieber vor – nicht ohne dieser eine eigene Pointe hinzuzufügen: Am Ende sind alle Kursteilnehmer vom Lampenfieber befreit, nur die Kursleiterin konnte sich nicht selbst therapieren.
Spätestens nach Nummer zwei und drei hatte das Duo das Publikum auf seiner Seite. Salome Kammer entlarvt den Wortwitz, den das Vhs-Programm unfreiwillig bietet, indem sie mit den Sätzen und Textpassagen jongliert. So wird aus einem Spaziergang durch das Urwaldhaus des Tierparks Hellabrunn oder durch die Münchner Innenstadt ein Erlebnis der besonderen Art. Sie singt nicht nur, sie zwitschert, tiriliert und schnieft – und das alles, ohne die musikalische Basis zu verlassen. Gerade im zweiten Teil des Programms wird sie hierbei auf kongeniale Weise von ihrem Partner Peter Ludwig unterstützt. So etwa, wenn sie die auf der Flasche aufgedruckte Beschreibung eines Bordeaux-Weines vorträgt. Während Kammer unter Aufbietung des kompletten Sommelier-Vokabulars um den Wein in der fast leeren Flasche wie um den Verlust ihres Liebsten trauert, bleibt Ludwig nur die tragische Begleitung und ein Resümee zum Schluss: „Ein guter Wein“.
Vielseitig sind die beiden nicht nur, wenn es darum geht, den Inhalt von Kleingedrucktem in Frage zu stellen, sondern auch auf musikalischer Ebene. In atemberaubendem Tempo wechselt das Duo von französischem Chanson zu Operettenmelodien, Filmmusik, Kinderliedern, Jazz oder Jodlern. Beim speziellen Angebot für Männer, in dem Paartanzbasics („stressfrei und entspannt tanzt der Mann nur ohne Frau“) vermittelt werden, singt und schwebt Salome Kammer zu Tangotakten über den Teppich auf der Bühne.
„Gönnen Sie sich einen Abend, wie Sie ihn noch nicht erlebt haben“, kündigte die Literarische Gesellschaft das musikalische Kabarett-Duo an. Und das war nicht zu viel versprochen.
Münchner Merkur, 8.2.2018, von Margot Deny
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