Britten Young Person's Guide

Young Person’s Guide to the Orchestra in Bamberg

Benjamin Brittens „The Young Person’s Guide to the Orchestra“ gehört zu den drei beliebtesten Stücken, um Kinder an Klassik heranzuführen. Wie gut das gelingt, erlebte man am Samstag in der Konzerthalle, und doch war alles erstaunlich neu an der seit 1945 oft gespielten Komposition.

Die unerhört vielseitige Künstlerin Salome Kammer dramatisierte sie, veränderte sie sehr gewitzt, ohne ein Jota an Treue der Musik gegenüber aufzugeben.

Ihr Konzept und ihre Texte überzeugten von Beginn an, als sie nicht als bloße Moderatorin, sondern als König Salomeo I. mit Samtrobe, Krone und Hermelinkragen feierlich über die Bühne schritt, gefolgt von ihren Herolden Trom, Picc und Tubi. Die spielten natürlich das Henry-Purcell-Thema, das Britten als Basis benutzt, mit Trommel, Piccoloflöte und Tuba.

Alle im Saal machten fröhlich mit 

Hoheits- und huldvoll brachte die Majestät uns kleinen und großen Hörern das schöne Thema mit einem Text bei, der von feinen Gesten unterstützt leicht zu singen war. Und alle machten fröhlich mit.

Bald füllte sich die Bühne mit den Bamberger Symphonikern unter Giuseppe Mengoli, die Kammer in ihrer Königsrolle als Parlament bzw. Hofstaat vorstellte, wo manchmal freilich Chaos herrsche, das ein Hofmarschall – Mengoli – in den Griff bekommen müsse. Das Publikum durfte selbst Chaos spielen und sich mit Stock und Stab zur Ruhe bringen lassen.

Giuseppe Mengoli und Bamberg, das ist im Übrigen ohnehin eine Geschichte von gegenseitiger Liebe und Anerkennung. In diesem Frühjahr siegte Mengoli in Bamberg beim renommierten Dirigierwettbewerb The Mahler Competition.

Ansprache blieb immer kindgerecht 

Wie leicht und flugs Kammer mit diesem so exzellent zur feierlichen Komposition passenden Konzept die Kinder und Erwachsenen gewann und begeisterte: bewundernswert!

Dabei blieb die Ansprache durchweg kindgerecht, der Text immer gut verständlich, zumal Kammers Rolle als König einen majestätischen, leicht hochnäsigen oder gnädigen Hofton motivierte.

Viele kleine Scherze                                                                 

Wer genau zuhörte, goutierte die vielen kleinen Scherze, so Salomeos I. alias Kammers Liebe zum Kammerton, ihre Bezeichnung der Trompeten, Posaunen und Tuba als „Blechschwätzer“ oder ihre lustige Behauptung, Fuge komme daher, dass sich alles so schön zusammenfüge.

Die Kinder merkten von so etwas nichts. Sie genossen mit den Großen die Hingabe der Musiker und der königlichen Moderatorin, die klare, feierliche, kraftvolle Interpretation Mengolis und das wunderbare Gefühl, Teil eines gemeinsamen Kunstschaffens zu sein. „Besonders schön war die Geige“, sagte ein Mädchen nachher.

Eine Junge: „Und der große, hm, der große Kreis!“ Gemeint war das Tamtam. Zwei Mädchen ergänzten noch: „Toll, wie sie die Namen und die Instrumente erklärte! Nur zu kurz war’s!“

Fränkisches Tagblatt, 14.10.2023

 

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