…Sehr schön auch der Beitrag aus Belgien, Sarah Wérys „Bukkake for voice“, ausgeführt von Salome Kammer (Mezzosopran) begleitet von Percussion, Cello und Klavier. Mal innig, und innerlich, dann im Wechselspiel von Gewalt und tiefem Schmerz…
MZ Halle, 16.10.2020
…Dennoch hat das zweieinhalbstündige Programm einen definitiv hohen Sättigungsgehalt für Geist, Nerven und Sinne. Keines der fünf Werke bot Anlass für verstohlene Blicke auf die Uhr. Es ergaben sich formale und ästhetische Stränge vom instrumentalen Beginn zum zunehmend vokalen Ende. In mehr als einem Stück wurde der singende, musizierende Körper wie der von Salome Kammer unterm selbstgemachten Muschel-Poncho zum Instrument, der die Partitur sinnvoll bereicherte und nicht nur einer Effekt-Choreographie diente…
„Bukkake“ for voice, percussion, piano and cello (Deutsche Erstaufführung) von Sarah Wéry (Ars Musica, International Contemporary Music Festival, Brussels, Belgien) mit Salome Kammer (Mezzosopran), Mathias Lachenmayr (Schlagzeug), Katerina Giannitsioti (Violoncello) und Marco Ricelli (Klavier), der/gelbe/klang München
Elektronik ist in jedem Stück dabei und wird doch nicht zur Last an der Lust. Das spricht für die Substanz der Komposition. Sarah Wéry ist äußerst bescheiden gegenüber ihren Ton-Erfindungen, die wie dünne Schleier durch den Raum wandern und wie impressionistische Wellen züngeln. Das wird zur Manifestation von Zärtlichkeit hinter physischer und von der Vertonung ignorierter Rammel-Motorik. Salome Kammer macht kein Vokalakt-Agitationsdrama aus dem Text, sondern klar ausschwingendes Melodram. Dieses Opus lockt zu Anteilnahme und Achtsamkeit. Auch hier sind Interpreten-Körper instrumentale Stimmen…
Neue Musikzeitung 16.10.2020
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